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Endlich haben Schwerhörige in Aschaffenburg die Möglichkeit, den Gottesdienst richtig zu verstehen. In der Muttergottespfarrkirche wurde auf der linken Setie eine Induktionsschleife eingebaut, die übers Mikrofon gesprochenen Worte direkt auf Hörgeräte übertragen kann. 

Gestiftet hat die Anlage Walter Steinbeck aus Nilkheim. Er selbst ist beinahe taub. Mit seinem Bekannten Christian Nicke von der Ehe- und Familienberatung wandte er sich an die Muttergottespfarrei. Walter Steinbeck hat viele anschauliche Beispiele parat, um normal hörenden die Probleme von (Bilder_Kirche (10).jpg; 324 kB)Schwerhörigen zu schildern. "Schwerhörig sein heißt nicht, dass man nichts hört. Es heißt, dass man nichts versteht", erklärt er. Genau das ist für Hörgerätträger problematisch. Da das Hörgerät sämtliche Geräusche überträgt statt nur das gesprochene Wort zu selektieren, ist der einem Potpourri von Geräuschen ausgesetzt. Im Hall der großen Kirche trifft ein wildes Gemisch aus Worten, Musik und Nebengeräuschen auf das Ohr des Schwerhörigen. Hier die Worte der Predigt herauszufiltern, ist auf die Dauer sehr anstrengend. "Ich bin lange Zeit nicht mehr in die Kirche gegangen", erinnert sich Walter Steinbeck. "Es hatte einfach keinen Sinn. Ich musste mich so konzentrieren, dass ich eingeschlafen bin oder nervös wurde."

Seit die Induktionschleife vor sechs Wochen in Betrieb genommen wurde, kann er die Worte von Pfarrer Edwin Bauer wieder einwandfrei verstehen. Alfons Gerhart, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und praktischerweise Elektrikermeister, hat die Anlage eingebaut . " Im Grunde besteht sie nur aus einem normalen Verstärker, einem Übertrager und einem Kabel, das um die Bänke herum läuft", erläutert er die Funktionsweise der Induktionsschleife. Nimmt ein Schwerhöriger auf der linken Seite der Kirche Platz, muss er nur sein Hörgerät auf T, I oder MT umstellen. Dann wird das Mikrophon mittels elektromagnetischerWellen auf das Hörgerät übertragen. Menschen ohne Hörgerät bekommen von der Anlage überhaupt nichts mit.

"Schwerhörig sein ist eine unsichtbare Behinderung", weiß Walter Steinbeck, der dem Verein der Schwerhörigen und Ertaubten Würzburg und Umgebung angehört. Und ebenso unsichtbar ist auch die Vorrichtung die ihr entgegenwirkt.

Die Muttergottespfarrkirche ist das erste Gotteshaus im Stadtgebiet Aschaffenburg, das über eine solche Anlage verfügt. In Stockstadt und Mainaschaff gibt es bereits Kirchen mit Induktionsschleifen. Walter Steinbeck wünscht sich, dass noch mehr Kirchen mit der Anlage ausgestattet werden. "Vor allem in Süddeutschland sind die Anlagen sehr weit verbreitet", weiß er. " Ganz besonders bei den Protestanten, in deren Gottesdiensten das gesprochene Wort noch bedeutsamer ist".

Wichtig sei außerdem, dass die vordersten Bänke ebenfalls von der Anlage erfasst werden, betont Walter Steinbeck. "Denn Schwerhörige lesen von den Lippen ab Wenn wir ganz vorne sitzen, können wir ablesen und gleichzeitig hören". Die rechte Seite des Gotteshauses ebenfalls mit einer Induktionschleife zu versehen, ist für die Zukunft vorgesehen. "Der Einbau ist schließlich nicht allzu kompliziert", versichert Alfons Gerhart.

Quelle: Main Echo

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